der stille lausbub


DER STILLE LAUSBUB_IL MONELLO TACITURNO, FEB 2021
[papier collé and mixed media on canvas, 100 x 100 cm]

unter der woche ging ich mit herta, unserem sanften hausmædchen - für mich eine zweite wechselmutter, denn mama ging ja die ganze woche lang in die gemeinde arbeiten - fast jeden tag nach dietenheim. man schrieb das jahr 1956 - da waren auch irgendwie die olympischen winterspiele in cortina - und der weg nach dietenheim zu den gremes per pedes war ja eher weit, am abend ging ich darum immer gerne und ohne besondere proteste oder kaprizen ins bett, denn meist war ich so hundemuede dass jeder streich der aus der fantasie eines lausbuben eben entspringen konnte von vorne herein ausgeschlossen war.  alle die mir damals nahestanden - oder war es nur ich? - bezeichneten mich darum als stillen, etwas schuechternen lausbuben, un monello taciturno (spesso stanco la sera) eben. ich erinnere mich in etwa so ausgesehen zu haben: mit einer spitzen nase - immer vorne mit der fantasie - einem großen blauen auge, blauen lippen von dem vielen essen geklauter schwarzbeeren (frisch oder in marmeladenform) und fuenfmal schamroten wangen im lausbubengesicht.

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