das leben vor dem tod.




genau vor einem jahr, ende juni 2019, war es mir als fakt, als körperlich existierende tatsache mitgeteilt worden. über eine spezifische blutprobe hatte man einen rückenmarktumor festgestellt, ein multiples myelom. der arzt auf der abteilung hämatologie im spital - ein äusserst sensibler mann mit vielen menschlichen qualitäten - war sehr nett und zuvorkommend und beantwortete alle meine angsterfüllten fragen dazu: es seien keine metastasen bekannt, es handele sich um eine eher selten auftretende blutkrankheit, sie sei zwar als tumor nicht definitiv heilbar, aber gut behandelbar und gar bei vielen patienten sei eine länger andauernde remission bei begleitend erfolgreicher therapie erzielt worden. so allmählich löste sich in mir in den monaten danach meine todesangst, ich kehrte meinen lebenswillen - der sich zumeist in großen hungeranfällen manifestierte - wieder hervor und versuchte so gut es ging mich mit der tatsache "leben vor dem tod" auseinanderzusetzen oder konzentrierte mich also mehr auf meine knochengebrechen (4 zerbrochene wirbel im rücken) und den dazugehörigen physiotherapischen sitzungen bei einer wundertherapeutin in zwölfmalgreien. ich bekam eine gehhilfe verpaßt und begann damit wie ein neunzigjähriger greis auf der promenade herumzustreunen, für kürzere strecken natürlich, denn bei überanstrengung bekam ich gleich die übelkeit im bauch zu spüren, die mir die vielen chemotherapiesitzungen über infusionen bis november verursachten. danach, anfang dezember kam eine letzte, entscheidende chemo (sehr heavy - sic!) und gleich darauf eine stammzellen-selbsttransplantation, die sehr erfolgreich war und mir einen schub nach vorne richtung remission gab. und es ging dann effektiv aufwärts, ansteigend besser (es brauchte dabei der vielen monate übungsgeduld, denn der faktor zeit konnte dabei keine große rolle spielen) immer weiter in den bereich wohlbefinden hinein. mai 2020, mein persönlich angehauchter wonnemonat, kam dann sehr gut bei mir an und im juni wurde mir die komplette remission mitgeteilt. man kann nun endlich aufatmen und leben, so gut es geht. ich bin wieder ein glückspilz wie ehedem und schätze das leben vor dem tod umsomehr.

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